project:DEV – Mein Game Forum Germany 2011 Rückblick

Am 27. und 28. Jänner fand in Hannover das fünfte Game Forum Germany statt, wo zahlreiche Persönlichkeiten aus der nationalen und internationalen Computerspiel Branche zu einem Austausch zusammengefunden hatten. Auf Grund der interessanten Vorträge, und natürlich auch wegen dem  gerade in dieser Branche so wichtigen Networkings, reiste ich ins ferne Hannover, um mir das Donnerstags Programm anzusehen.

Als ich kurz nach 09.00 das Künstlerhaus betrat war ich einer der ersten Gäste und informierte mich dank des zur Verfügung gestellten Wlans mal über die neue PSP2/NGP Konsole, die Sony in diesem Moment gerade frisch angekündigt hatte. Dann trudelten immer mehr Leute ein und ich hatte auch gleich Gelegenheit, kurz mit Mitarbeitern der Hamburger Adventure Game Speerspitze Daedalic und Redakteuren der Adventure-Corner Website Bekanntschaft zu schließen. Etwas beschämend war, als ich auf den Wiener Verein  Subotron angesprochen wurde, aber nichts dazu sagen konnte. Dieses Versäumnis wird umgehend nachgeholt, versprochen 🙂

Um 10.00 ging’s dann sogleich in den Konferenzbereich, wo ich einen guten Platz in der zweiten Reihe ergatterte und auf den Beginn des Programms wartete. Dieser verzögerte sich wegen der Masse an Besuchern immer weiter und der Konferenz Bereich schien bald aus allen Nähten zu platzen. Um 10.30 ging’s dann aber endlich mit der Begrüßung des Veranstalters in Form einer Anekdote los: Seine Frau sei eigentlich keine Computerspielerin, aber seit sie ein iPhone 4 besitzt hat sie aus eigenen Stücken bereits einige Spiele ausprobiert, was ein anschauliches Beispiel für den derzeitigen Wandel des Spielverhaltens darstellt. Seine Frau ist hauptberuflich übrigens Suchtberaterin 🙂

Dann hielt Staatssekretär Dr. Oliver Liersch vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr einen Monolog über die politischen und wirtschaftlichen Erfolge seiner Einrichtung. Das ganze war sehr blutleer und trocken, wie man es halt von Politikern gewöhnt ist. Es  dauerte zum Glück nicht lange und danach stellte sich der Moderator Eku Wand, seines Zeichens Professor für Gamedesign, Mediendesign und Interactivem Storytellings an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig vor und kündigte den ersten Vortragenden der Veranstaltung an.

Martin Jörg Schwiezer von den Black Lion Studios sprach etwa eine halbe Stunde zum Thema „AAA Development in Germany – an overview with critical outlook„. Dabei beklagte er sich über die trostlose Situation bezüglich AAA Produktionen in Deutschland: Es gäbe in ganz Deutschland weniger als zehn AAA Enwickler, die aber international kaum eine Rolle spielen. Der Vortrag kam für mich als Österreicher einem Schlag in die Magengrube gleich, denn wenn schon das aus unserer Sicht so hoch gelobte Deutschland über eine triste Entwickler Situation klagt, was sollen wir Ösis dann zum Thema sagen? Zum Schluss des Vortrags wurde dann wieder die übliche „Killerspiel“- und USK Thematik aufgegriffen, was als Österreicher meine Stimmung hingegen wieder etwas verbessert hat 😉

Um kurz nach 11.30 Uhr startete vermutlich der Höhepunkt für viele Besucher des Game Forums: Entwickler Urgestein Ron Gilbert war an der Reihe, um über „The Making of Maniac Mansion: The point-and-click adventure game that started it all“ zu referieren. In seiner gewohnt trocken-sarkastischen, aber sympathischen Art plauderte „Grumpy Gamer“ Gilbert über die Entstehungsgeschichte von Maniac Mansion und wartete mit zahlreichen interessanten und kuriosen Anekdoten auf. Wer hätte etwa gedacht, dass es für Maniac Mansion kein Design Document oder ähnliches gab? Das gesamte Projekt wurde quasi von Null gestartet und Pläne dafür existierten nur in den Köpfen der Schöpfer. Man kann sich vorstellen, das bei einem derart komplexen Spiel wie Maniac Mansion bald das pure Chaos herrschte, was überhaupt erst die Notwendigkeit der SCUMM („Script Creation Utility for Maniac Mansion“) Engine heraufbeschwor. Ein interessantes Video-Interview mit Ron ist übrigens auf Adventure-Treff. de zu finden, und wer ein für alle mal erfahren will, ob des denn nun Benzin für die Kettensäge gibt, der schaut auf meinen YouTube Account 🙂

Als nächstes war Mike Acton von Insomniac Games mit dem Thema „Game Dev: It doesn’t have to s**k“ an der Reihe. Der charismatische Amerikaner hielt eher einen Workshop als einen Vortrag ab, denn er bezog bei seinen Ausführungen das Publikum eng mit ein. Dabei sprach er Themen an, die den typischen Game Entwicklungsprozess betreffen, um danach dem Publikum dazu eine Frage zu stellen und diese dann ausführlich zu beantworten. Auf jeden Fall eine sehr gelungene und wertvolle Darbietung.

Dann war auch schon wieder Mittagspause, wo ich mir ein Auogramm auf einen Ausdruck von Ron’s „Rules of Thumb for Adventure Game Design“ Artikel holte. Herzlichen Dank übrigens an dieser Stelle an die Organisatoren des Game Forums, die Verpflegung war grandios.

Developing Gesture Based UI Navigation Using Kinect“ lautete das Thema vom nächsten Vortragenden Ryan Challinor von Harmonix Music Systems. Der smarte Engländer schilderte den Prozess, der hinter der Entwicklung des Menü Steuerungs Schemas von Dance Central steckte. Da Kinect, die neue Bewegungssteuerung für die Xbox 360, ein völlig neues Bedienkonzept darstellt, musste in zahlreichen Versuchen erst einmal rausgefunden werden, wie man ein Menü denn am besten bedienen kann. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn auch meiner Meinung nach bietet die in Dance Central implementierte Lösung die beste Bedienbarkeit aller derzeit erhältlichen Kinect Titel.

Danach hielt Mary-Margaret Walker einen Votrag über „Game Career Enlightenment„, wo sie praktische Tipps und Ratschläge zur richtigen Bewerbung und zum Networken gab. Auch dieser Vortrag war äußerst fruchtbar, obwohl man im Prinzip das meiste davon eh aus herkömmlichen Bewerbungstraining Seminaren kennt.

Passend zum Thema startete dann die Paneldiskussion zum Thema „Talent Recruitment“ welches von Heiko Klinge, dem Herausgeber des Making Games Magazins moderiert wurde und bei dem Christian Kluckner (Chimera Entertainment), Ralf C. Adam (Game Forge), Mary-Margret Walker, Peggy Beschnitt (wooga), Tobias Berlin (@xing) und Sylvius Lack (Games Academy) miteinander über das Thema Personalverfügbarkeit und Beschaffung in der Games Branche diskutierten. Hier schlich sich dann wieder ein wenig das laue Gefühl vom Vormittag ein: Wenn die hier in Deutschland schon mit derartigen Problemen zu kämpfen haben, was sollen wir Österreicher dann sagen?

Dann war’s auch schon kurz vor 18.00 und Benedikt Grindel und Christopher Schmitz von Ubisoft Blue Byte Deutschland enterten die Bühne, um zum Thema „Cross Platform exploitation of high profile brands“ eine perfekt einstudierte Produkt Präsentation abzuhalten. Dabei schilderten sie hauptsächlich die Prozesse hinter der Entwicklung von The Settlers 7, The Settlers online und the Settlers – My City, dem Facebook Ableger der beliebten Siedler-Reihe. Der Vortrag war interessant und dynamisch, aber im Prinzip halt doch hauptsächlich Eigenwerbung für Ubisoft Blue Byte.

Die Zeit verging wie im Fluge und somit war das Programm für den Donnerstag zwar vorbei, der Tag aber noch nicht zu Ende, denn alle Besucher wurden dann noch zur „Netzwerkparty“ in den Club „Sol y Mar“ direkt am Bahnhofsplatz zu Freibier und Gratis Buffet eingeladen. Da ich als von Österreich angereister Szene-Newbie dort jedoch niemand kannte, kam ich mir inmitten von so viel High Society etwas verloren vor. Glücklicherweise traf ich dort auf Cornelius Wiegmann vom Hamburger Periscope Studio, mit dem ich bereits wegen deren Audio Engine „PSAI“ in Verbindung stand. Cornelius stellte mich dann dem Team des ebenfalls in Hamburg beheimateten Studios Candygun Games vor, mit denen ich dann noch eine nette Diskussion über Gott und die Computerspiele-Welt führte. Um 22.00 musste ich dann leider schon wieder los, um den Zug in die Heimat zu erwischen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Kurz-Trip nach Hannover ein voller Erfolg war und ich sehr froh bin, beim Game Forum Germany dabei gewesen zu sein. Nächstes Jahr sehr gerne wieder, dann aber garantiert beide Tage 🙂

In diesem Sinne, besten Dank an die Veranstalter, die Vortragenden und alle Leute die ich dort kennen lernen durfte! Vielleicht sieht man sich ja bald wieder 🙂

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