project:DEV – Let’s Kickstart Some Ass?

Kaum einer dürfte nicht davon gehört haben, wie das Kultstudio DOUBLE FINE (Brutal Legend, Stacking, Psychonauts) rund um Tim Schafer und Ron Gilbert (Maniac Mansion, Monkey Island, Day of the Tentacle)  in wenigen Stunden Rekordbeträge über die Crowdfunding Plattform Kickstarter eingefahren hat. Waren ursprünglich lediglich 400.000,- Dollar (300.000,- für’s Spiel, 100.000,- für die Produktion einer Video Doku) angepeilt, erreichten die Fundings nach 5 Wochen insgesamt 3,3 Millionen Dollar. Für das Spiel sollte ursprünglich keine Sprachausgabe, lediglich 6 Monate Entwicklungszeit und eine externe Adventure Game Engine verwendet werden. Nun wird es in 5 Sprachen, komplett Englisch vertont und auf zahlreichen Plattformen erscheinen, und etwa ein Jahr Entwicklungszeit spendiert bekommen.

Garantiert hat dieser phänomenale Erfolg nicht wenige Entwickler und Indies dazu inspiriert, ihr eigenes Projekt ebenfalls durch Crowdfunding zu finanzieren. Das Gute gleich mal vorweg: Außer der investierten Zeit ins Aufsetzen des jeweiligen Projektes auf der Crowdfunding Plattform seiner Wahl kann man kaum etwas verlieren. Kommt die angestrebte Summe nicht zustande, entstehen keine Kosten und auch keine Verpflichtungen. Probieren kann also nicht schaden, man riskiert lediglich die eventuelle Peinlichkeit, von den angestrebten 100.000,- nur 12,45 Euro zu erreichen, was durchaus einem öffentlichen „der Scheiß interessiert keine Sau“ gleich kommen würde.

Der Erfolg der Double Fine Kickstarter Kampagne beruht auf 4 Faktoren:

  1. Nostalgie.
    Die klassischen Lucas Arts Adventures haben eine sehr treue und enthusiastische Fangemeinde, die sich die glorreiche Monkey Island und Day of the Tentacle Zeit zurück sehnt.
  2. Sympathische Game Dev Promis.
    Ron Gilbert und Tim Schafer genießen einen extrem hohen Bekanntheitsgrad, sind witzige und sympathische Kerle, denen man scheinbar vertrauen kann. Und sie haben Monkey Island und Day of the Tentacle geschaffen (siehe Punkt 1).
  3. Marketing.
    Die witzigen und gut produzierten Marketing Videos für das Projekt sind wie das beste Verkaufsgespräch: Sie machen Laune, schüren Enthusiasmus für das Produkt und verleiten zum sofortigen Unterstützen des Projektes.
  4. Ein funktionierendes Studio.
    Double Fine haben mit ihren bisherigen Spielen bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen und Spiele in guter Qualität produzieren können.

Kann man nun als kleines Indie Studio, oder gar als potentieller Studio Gründer, Erfolg mit Crowdfunding haben? Ok, Wunder geschehen immer wieder, aber im großen und ganzen stehen die Chancen dafür eher schlecht. Der Erfolg von Crowdfunding basiert auf dem Enthusiasmus einer Community für ein Projekt oder Produkt. Und diese Community muss erst überhaupt einmal erreicht werden. Da Ron Gilbert und Tim Schafer aktive Twitter Nutzer mit zahlreichen Followern (Gilbert: 21.000, Schafer: 74.000) sind, hatte sich die Info über die Double Fine Kickstarter Aktion bereits in wenigen Stunden allein über Twitter dank Re-Tweets wie ein Lauffeuer über die ganze Welt verbreitet. Das kurz darauf sämtliche Gaming-News Portale und Magazine die Neuigkeit aufgegriffen, und laufend darüber Bericht erstattet haben, schürte das Marketing-Feuer bis zuletzt noch zusätzlich.

Der Indie Entwickler sollte sich nun also als allererstes fragen, ob er mit seinem Projekt überhaupt genug Leute erreichen kann (Milchmädchen: Um 100.000,- Euro zu erreichen, müssten etwa 6.700 Leute 15,- Euro spendieren). Wenn man keinen Bekanntheistgrad, wenige Follower, wenige Kontakte und bisher kein Produkt herausgebraucht hat, und sein Projekt ausschließlich auf der Crowdfunding Plattform bewirbt, wird man vermutlich auch mit der genialsten und bahnbrechendsten Idee  kaum Erfolg haben (Wie gesagt, Ausnahmen bestätigen die Regel). Zumindest nicht, wenn man Summen jenseits der 1000,- Euro anstrebt.

Ist Crowdfunding nun also der Heilige Gral zur Finanzierung von Indie Projekten? Unter Umständen. Geschenkt wird einem auf jeden Fall nichts. Man muss auf jeden Fall sehr harte Marketingarbeit und viel, viel Zeit in sein Crowdfunding Projekt investieren. Aber probieren kann man es ja ruhig mal, man hat außer der investierten Zeit kaum etwas zu verlieren.

Um sich einen Überblick über das Thema Crowdfunding zu machen gibts zum Abschluss noch ein paar Links zu verschiedenen Crowdfunding Plattformen und Projekten.

Let’s kickstart some Ass 🙂

Einige Projekte: