project:DEV – Gibt es eigentlich Konkurrenz?

Mein voriger Beitrag hat mich auf eine weitere Idee gebracht: Gibt es unter Spiele Entwicklern eigentlich so etwas wie „Konkurrenz„? Da ich bisher noch nicht aktiv in einem Game-Dev Unternehmen tätig war, kann ich hier im Augenblick nur mutmaßen und folgendes Gedankenspiel andenken:

Man nehme an, es würden zwei eigenständige Entwickler in der selben Stadt existieren. Meinetwegen sogar im selben Gebäude. Beide Entwickler sind auf AAA First Person Shooter spezialisiert und arbeiten an jeweils einem derartigen Spiel. Die Parallelen der beiden Titel sind unübersehbar und sie würden auch zu einem ähnlichen Zeitpunkt auf den gleichen Plattformen erscheinen. Beide Spiele sind von hoher Qualität und würden in der Fachpresse Wertungen zwischen 82 und 89 % abstauben.

Nun meine spontante (!) Definition von Konkurrenz:

Sie nimmt mir Marktanteile weg. Sie verschafft sich Vorteile, in dem sie ihr Produkt billiger als meines anbietet. Je mehr Konkurrenz es gibt, umso mehr muss ich mich anstrengen, mein eigenes Produkt zu verkaufen. Produkte der Konkurrenz sind eine Gefahr für mein eigenes Produkt, vor allem wenn sie günstiger und/oder von besserer Qualität als meine sind. Konkurrenz übt einen hohen Druck auf mich aus. Gibt es zu viel Konkurrenz, läuft mein Produkt Gefahr unterzugehen und ich gehe bankrott. Am liebsten wäre ich allein am Markt, dann würde jeder mein Produkt kaufen, auch wenn die Qualität gar nicht so hoch wäre.

Sind die oben genannten Unternehmen nun Konkurrenten? Hat ein Game-Dev Unternehmen einen Nachteil vom jeweils anderen? Gefährdet das Produkt des Mitbewerbers (klingt eleganter) den Erfolg des Eigenen? Hätte ich mit meinem Produkt einen massiven Nachteil, wenn es zahlreiche Mitbewerber gäbe?

Wenn man davon ausgeht dass die Produkte von hoher Qualität sind, so denke ich persönlich: NEIN. Wenn zwei ähnliche Produkte an einem ähnlichen Zeitpunkt erscheinen, werden die Fans des Genres meiner Vermutung nach BEIDE Titel kaufen. Vielleicht nicht gleichzeitig, aber zumindest nacheinander. Ich sehe es ähnlich wie bei der Musik, dort gibt es meiner Meinung nach ebenfalls keine Konkurrenz. Im Gegenteil, ich freue mich sogar darüber je mehr Auswahl es gibt! Solange die Qualität gut ist, versteht sich.

Konkurrenz existiert hauptsächlich bei Produkten von notwendiger, praktischer oder unterstützender Natur, von denen man im Prinzip nur ein einziges Exemplar benötigt. Ich brauche nur eine Bohrmaschine. Ich brauche nur einen Fernseher im Wohnzimmer. Ich brauche im Prinzip nur ein Print-Spielemagazin um an aktuelle Infos zu kommen. Ich brauche nur ein Auto um von A nach B zu kommen. Videospiele hingegen sind Unterhaltungsmedien. Da gibt es keine Grenze, „wie viel man braucht oder nicht braucht“. Die einzige Grenze ist womöglich die eigene Geldbörse.

Der globale Charakter von Games ist ein weiterer Aspekt der meine Meinung unterstützt. Auch wenn ich der einzige Entwickler im Land bin muss ich mich im Mitbewerb mit den Entwicklern von überall auf der Welt betrachten. Was stellt denn der Entwickler drei Türen weiter für eine „Gefahr“ für mich dar, wenn im fernen Kanada die Großkonzerne einen AAA Titel nach dem anderen produzieren?

Darum finde ich, dass ein Konkurrenzdenken unter Spiele Entwicklern nicht angebracht ist. Im Gegenteil, es schädigt die gesamte Szene, weil der nötige Informationsaustausch eingeschränkt oder gar verhindert wird.

Wenn aber beispielsweise fünf Entwickler jeweils ein sehr ähnliches Spiel bei einem Publisher einreichen, könnte es bei der Finanzierung der Projekte durchaus Konkurrenz-ähnliche Zustände geben. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser nicht alle fünf finanziert, sondern sich das vielversprechendste rauspickt und die anderen leer ausgehen. Was aber zur Folge hätte, dass der Markt nicht übersättigt werden würde, und die Entwickler zu etwas mehr Eigenständigkeit gezwungen wären. Aber in meinem Gedankenspiel steht die Finazierung der Spiele ja bereits, die Entwicklung läuft, das Endprodukt wird pünktlich erscheinen und voraussichtlich von hoher Qualität sein.

Tja. Wahrscheinlich hat jeder Brancheninsider nach Lesen dieses Artikels wegen so viel naivem Idealismus an einer Stelle jetzt heftigste Bauchschmerzen bekommen. Sorry, war keine Absicht 🙂 Mich würde aber brennend interessieren, wie die Situation nun wirklich aussieht und was andere Leute  darüber denken.

Also nichts wie los und teilt mir Eure Meinung mit! Am besten direkt hier in den Kommentaren oder per Email über das Kontaktforumlar.

Vielen Dank und auf ein erfolgreiches Miteinander!

lg

Christian