(M)ein Anachronismus?

Irgendwie plagt mich seit längerem ein Gedanke. Ist es überhaupt noch zeitgemäß, eine eigene Website zu betreiben? Warum all der Aufwand, wenn einem zahllose Web2.0 – Social Network Angebote all die Arbeit abnehmen? Warum Stunden, Tage oder gar Wochen mit dem Herumbasteln an einem eigenen Webauftritt vergeuden, wenn man mit einer Registrierung und ein paar anschließenden Klicks in wenigen Minuten Mitglied einer aus Millionen Usern bestehenden Community sein kann, mit denen man in trauter Nachbarschaft seinen eigenen, kleinen Bereich, seine eigene Unterkunft in einer riesigengroßen WG teilt?

Facebook, myspace, studiVZ, natürlich myConsol.net und wie sie alle heißen, bieten den großen Vorteil, dass man seine „Mitbewohner“ automatisch und ohne Aufwand laufend über seine Aktivitäten am aktuellen Stand halten kann. Ein riesiger Vorteil – ein jeder Besitzer einer eigenen, „unabhängigen“ Website weiß mit wie viel Aufwand es verbunden ist, Leute auf seine Seite zu locken, damit sich die neue raufgeladenen Inhalte überhaupt jemand ansieht. Aber der Preis dafür ist doch irgendwie die verlorene Individualität, oder? Irgendwie sitzt jeder User eines solchen Netzwerks in einer Art virtuellen Legebatterie, Schulter an Schulter mit seinen virtuellen Nachbarn, mit nur wenig oder gar keinen Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung.

Versteht mich jetzt nicht falsch, ich bin selbst Mitglied von solchen Social Networks und genieße deren Vorteile, aber irgendwie hatte ich schon immer den Drang nach einem „eigenen Zuhause“ im Internet, das nur mir gehört und das einzige seiner Art im Cyberspace ist. Meine Seite ist nun schon fast 10 Jahre online. Im Jahre 2000, als myspace, facebook und der Begriff Web2.0 noch Zukunftsmusik waren, stellte ich eine laienhaft zusammengeschusterte HTML-Seiten Ansammlung ins Netz, die ich meine Homepage nannte. Inzwischen hat sie einige Metarmorphosen durchgemacht und ist (WordPress sei Dank) auch endlich im Web2.0 Zeitalter angekommen.

So gern ich meine eigene Seite auch habe, täglich stellt sich mir die Frage, WOZU denn eigentlich?? Kaum jemand schaut täglich dort vorbei, auch verständlich, soooo weltbewegend und über-drüber-interessant ist das Zeug darauf ja auch nicht. Der tägliche Visitor-Zähler schwankt zwischen 5 und 30 pro Tag. Zahlt sich das überhaupt aus? Warum mach ich mir die Mühe und warte meine Seite regelmäßig zeitaufwändig?

Ich habe irgendwie keine Antwort darauf. Ich weiß nur, dass ich die Gewissheit mag, meinen ureigenen, individuellen Platz, mein eigenes, wirkliches Zuhause im World Wide Web zu haben, zu dem ich Leute einladen kann, die mich mal virtuell besuchen wollen, ohne sie in eine überbevölkerte WG schleppen zu müssen. Irgendwie sind es mir die wenigen Besuche am Tag wert, wenn ich halbwegs in der Gewissheit bin, dass diese nicht per Zufall drauf schaun und nach 2,5 Sekunden weitersurfen, sondern sich eine klein wenig in meinem virtuellen Heim umsehen und sich kurz wie Zuhause fühlen.

…Es kann natürlich auch sein, dass ich mir den ganzen Blödsinn nur einrede, damit ich den unsinnigen Zeit-und Energieaufwand rechtfertige, den ich in meine Website gesteckt habe und noch stecken werde 🙂

Was sagt ihr dazu? Sind Leute wie ich, die in Zeiten von Facebook und Co. noch konservativ ihre eigene Website, oder gar ihren eigenen Blog betreiben, eine Art anachronistische Cyber-Einsiedler, oder haben auch heute noch private Websiten ihre Berechtigung? Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen zu dem Thema!

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Beste Grüße!
Wünscht

da huma 😉

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