Tonmeistertagung Leipzig, Teil 2

Nie wieder! Die Zugfahrt
in einem normalen 6er- Sitzabteil war die Hölle. Nach 3 Stunden
Zugfahrt und noch 5 Stunden
Fahrt vor mir, begann ich langsam zu realisieren, dass ich in dieser
Nacht wohl zu keinem Schlaf kommen werde, und den nächsten Tag
wahrscheinlich viel koffeeinhaltige Getränke zu mir nehmen
werden muss. Aber irgendwie fand auch diese schreckliche Zugfahrt ihr
Ende und um halb 6 war ich am Hauptbahnhof Leipzig angelangt. Mein
Hostel
war zum Glück nur 5 Minuten zu Fuß vom Bahnhof
entfernt, doch dort sollte mich der nächste Schock erwarten: Der
Herr an der Rezeption meinte, das Zimmer sei noch nicht bezahlt und
verlangte einen schönen Batzen Geld von mir. Da ich im Glauben
war, dass mein Zimmerkollege, der jetzt kurzfristig doch nicht mit
nach Leipzig kommen konnte, schon 10 Tage zuvor bezahlt hatte, traf
mich das jetzt etwas überraschend. Aber mir blieb nichts anderes
übrig, als das Geld aus eigener Tasche zu bezahlen – Mein
mitgebrachtes Budget war also schon völlig aufgebraucht, bevor
ich noch richtig angelangt war. (Später stellte sich heraus,
dass mein Kollege sich zwar sicher war, das Geld überwiesen zu
haben, aber irgendwie kein Geld abgebucht wurde… Tja, wenn man
nicht alles selber macht…).

SAMSTAG 15.NOVEMBER 2008

Eine Stunde Schlaf musste
reichen, dann gings schon wieder zum Frühstück (Kaffee!!),
wo ich mich mit Kollegen traf, und dann schon per Straßenbahn
los zum Messegelände. Die Verbindung ist echt einfach und
schnell – ca. 10 Minuten Fahrtzeit ohne Umsteigen zu müssen.
(Gut zu wissen, für den Fall dass ich mir 2009 endlich mal die
Games Convention geben werde). Die Tomeistertagung erstreckte sich
über gut 3 Stockwerke, auf den Gängen waren Messestände
so gut wie aller nahmhaften Audiohersteller sämtlicher Produktkategorien
vertreten, und quasi dazwischen gings zu den Sälen und Räumen,
wo die Vorträge, Diskussionen und Workshops stattfanden. Aber
glücklicher Weise blieb mir hier gar keine Zeit, Müdigkeit aufkommen zu lassen, da die interessanten Vorträge
Schlag auf Schlag folgten und ich so immer genug zu tun hatte. Eine
Auflistung aller besuchten Vorträge würde hier den Rahmen
sprengen, ich versuche den Inhalt vom Samstag hier nur kurz zu
umreißen:

Multichannel Recording
with MMAD, From stereo to surround and back, Postporoduction of pop
Music, Microphones – The neverending Story, Spatial Sound Design
Tools, Direct/Reverberant Ratio Importance, Workshop „Metal
Aufnahme und Mischung“ (mehr dazu später), Hearing of the
Sound Designers, Hearing of the German Population, Sonic Interactive
Design und Roundtable: Sounddesign in Creative Industries.

Am meisten persönliche
Eindruck hatte für mich klar das Workshop „Metal Aufnahme und
Mischung“ von Sascha Paeth hinterlassen, seines Zeichens Produzent
von zahlreichen Metalalben, großteils aus Deutschland (aber
nicht nur: so produzierte er auch die letzten Alben von Rhapsody of
Fire). Sascha zerlegte in seinem Workshop den Song „9-2-9“ des
brandheuen Edguy Albums „Tinnitus Sanctus“ in einzelne Spuren und
erklärte deren Entstehung von der Aufnahme an bis zum Mastering.
Das war für mich als Möchtegern-Produzenten natürlich
extrem interessant und hilfreich. Das ganze endete dann in einer
angeregten Diskussion über z.B. die aktuelle Finanzierungs- und
Budgetlage in der Metalszene und einer Grundsatzdiskussion über
„Professionalität VS Prostitution“ mit einem etwas älteren
(aber sympatischen) Tonmeister.

Ab 19.00 Uhr fand im
Erdgeschoss ein großes „Get Together“ mit Gratis Buffet und
Getränken statt, wo noch fleissig Smalltalk mit Kollegen und
Lektoren geführt wurde, und danach machten wir noch einen
Abstecher ins Leipziger Stadtzentrum auf ein kühles Blondes. An
dieser Stelle muss ich meinen Unmut über die hässlichen
blauen Rohre Ausdruck verleihen, die Kreuz und Quer durch Leipzig
verlaufen und das doch recht schöne Stadtbild hoffnungslos
verschandeln. Auch wenn das ganze unbedingt notwendig sein sollte (Angeblich wegen Ableitung von Grundwasser bei Grabungsarbeiten): Geht das nicht dezenter? Apropos Stadtbild: Als wir dann wieder im
Hostel angkamen, bemerkte ich erst, dass auf einem Gebäude
direkt nebenan die gesamte Fassade mit einer wunderschönen
Little Big Planet Werbung bemalt war. Sehr schön, genau wie mein
sehnlichst erwartetes Bett 🙂

SONNTAG 16.NOVEMBER 2008

Halbwegs
ausgeschlafen und nach einem ausgiebigen Frühstück gings
auch schon wieder mit der Tram zum Messegelände. Der Sonntag
verlief deutlich entspannter als der Vortag, die Besucheranzahl hatte
schon merklich abgenommen. Auch heute blieb kaum Zeit zum Entspannen,
ein interessanter Vortrag jagte den Nächsten:

Speaker and Room
Interaction, Have 5! music productions in 5.1, Roundtable: Legal
insurance for businessman
(mehr dazu unten), Tutorial A/D & D/A
converters, Distribution with mp3 – perspectives (Karlheinz
Brandenburg
– der „Erfinder“ von mp3), Keeping a Microphone
quiet, Digital Microphone Technology, Roundtable: Linux in Audio.

Der für mich
wichtigste Vortrag des Sonntags war ganz klar der Roundtable
„ökonomische, rechtliche und versicherungstechnische
Voraussetzungen für Jungunternehmer“, wo ein Tonmeister, ein
Versichungsmanager, ein Unternehmensberater und ein Rechtsanwalt,
jeder für sich auf das Thema Unternehmensgründung in der Audiobranche spezialisiert, Tipps zur Vorgehensweise und zum erfolgreichen
Durchführen gaben. Da meine Zukunft nach Beendigung meines
Studiums noch völlig unklar ist, auf jeden Fall ein wirklich
hilfreicher und interessanter Vortrag.

Tja, und um 16.00 war die
Tonmeistertagung 2008 auch schon wieder zu Ende. Bei der Heimfahrt
zum Hostel bemerkte ich erstmalig meine Müdigkeit in vollem
Ausmaß, weshalb ich mich auch gleich ins wohlige Bett begab,
endlich den Schlaf von Freitag auf Samstag nachholte, und es erst
Montag früh wieder verließ 🙂

MONTAG 17.NOVEMBER 2008

Endlich ausgeschlafen machten wir uns Montag Vormittag noch auch, die Leipziger Innenstadt bei herrlich sonnigem Herbstwetter zu erkunden. Eigentlich eine sehr schöne alte Stadt, mit vielen Erinnerungen an die DDR Zeit (Aber diese hässlichen blauen Rohre quer durch die ganze Stadt sind einfach eine Frechheit für die Augen).

Um 12.00 mittags machten wir uns dann auf die 6 stündige Heimreise quer durchs deutsche Ländle.

Fazit: Ein wahnsinnig interessantes, aber auch wahnsinnig anstrengendes Wochende. Gerne wieder! Aber jetzt habe ich eh noch einiges vor mir, denn es müssen meine enorm umfangreichen Aufzeichnungen durchgearbeitet und in eine vernünftige Form gebracht werden 🙂
Schönste Grüße,

da huma


[25. Tonmeistertagung Leipzig] [PDF Timetable] [www.tonmeister.de][www.allthatsounds.net] [www.raffaseder.com] [goldenwire.fh-stpoelten.ac.at]

[www.fhstp.ac.at] [www.dynamedion.com] [Sascha Paeth @ Wikipedia]

[www.leipzig.de]