Lenovo IdeaPad A1 Kurztest

Kurze Vorgeschichte: Ich besaß bereits über ein Jahr lang das erste iPad (und berichtete brav über meine Erfahrungen), jedoch erkannte ich mit der Zeit, dass ich das Medium „Tablet PC“ insgesamt nur recht eingeschränkt verwendete. Letztendlich benutzte ich mein iPad weder zum Spielen, Filme schauen, Web Surfen oder für Textverarbeitung, sondern als reines Lesegerät für meine via Instapaper gesammelten Web Artikel und meine riesige PDF Sammlung aus dem Studium. Da mir das iPad für diese Verwendung aber dann doch etwas überproportioniert erschien, und das 10″ Format für ein reines Lesegerät doch etwas zu unhandlich war, trennte ich mich davon solange man auf Ebay noch gute Preise dafür bekommen konnte.

Eine Zeit lang probierte ich, PDF und Instapaper Texte auf dem Smartphone zu lesen, musste aber feststellen, dass dies auf dem kleinen Screen absolut keinen Spaß machte. Dann probierte ich beim hiesigen Elektronik Fachmarkt diverse 7″ Tablets aus und war von der kompakten Größe sehr angetan. Schon der Sony eReader (Bericht hier) überzeugte mich damals auf Grund dieser Kompaktheit und vor allem durch die Möglichkeit, ihn ohne Probleme in der Jackentasche unterzubringen. Doch ein Galaxy Tab 7″ ist mit 400+ Euro ebenfalls zu teuer, um es nur als reines Lesegerät zu verwenden.

Eine kurze Webrecherche später war dann also das Lenovo IdeaPad A1 auf meinem Radar. 190,- Euro, 7″ Touch Screen, 1024×600 Auflösung, 16GB Speicher, Micro SD Slot und Micro-USB Anschluss sollten für meine Lese-Zwecke eigentlich reichen.

Dieses Video demonstriert das Gerät mit all seinen Stärken und Schwächen sehr gut, weshalb ich mir eine genauere Beschreibung erspare und danach gleich zu meinen bisherigen Erfahrungen komme:

Die Hardware des IdeaPad A1 ist für den Preis wirklich erstaunlich gut verarbeitet. Das Gerät besteht zwar zur Gänze aus Plasik, welches sich jedoch sehr gut anfühlt und ordentlich verarbeitet wirkt. Das Gewicht ist mit etwa 400 Gramm gerade noch aktzeptabel, das IdeaPad wird auch bei einhändiger Bedienung nicht zu schwer. Die Größe ist für meine Ansprüche ideal, es passt wunderbar in die Innentasche meiner Jacke und findet im Notfall auch in der Außentasche Platz (bei einem 10″ Tablet unvorstellbar). Die Akkuleistung dürfte so etwa bei 7 Stunden liegen, was für mich auch sehr ok ist. Dank des Micro USB Anschlusses kann das Gerät problemlos mit jedem herkömmlichen Android Smartphone Ladegerät und über den PC geladen werden.

Eine der größten Kritikpunkte in verschiedenen Testberichten war das Display, welches eine äußerst geringe Blickwinkelstabilität aufweist. Sobald man seitlich auf das Tablet schaut, verändern sich die Farben sehr stark. Aber das ist vermutlich der Preis für den günstigen Preis. Für meine Zwecke ist dies jedoch überhaupt nicht störend, denn beim Lesen von Texten blicke ich immer frontal von vorne auf das Display und hatte bisher keinerlei Probleme damit. Etwas nerviger ist der „Ghost-Finger“ Bug: Machnmal erkennt das Display Eingaben nicht oder am falschen Ort (wird im obrigen Video sehr gut demonstriert). Bis jetzt trat das aber nicht oft auf und war für Lese-Only Zecke auch nicht sonderlich störend.
UPDATE: Die Touch Erkennung ist insgesamt doch relativ unzuverlässig. Meistens erweist sich schon das alleinige Eingeben von Text als schwierig, weil manchmal gleich mehrere Eingaben (=Buchstaben), ein andern mal keine Eingaben erkannt werden. Eingaben mit dem Fingernagel scheinen im Zweifelsfall am besten zu funktionieren. Der Ghostfinger Bug lässt sich übrigens durch eine Silikonhülle NICHT beseitigen.

Nun zu der Software: Es ist lediglich Android 2.3.4 installiert, welches ganz offensichtlich für Smartphones, nicht aber für Tablets ausgelegt ist. Somit wirkt das IdeaPad immer wie ein zu großes Handy, die Schriftarten und Schaltflächen sind überdimensioniert. Wie im Video beschrieben führte ich sofort einen Root aus (funktionierte übrigens nur mit Windows 7, auf einem älteren XP Rechner frierte SuperOneClick immer bei „Waiting for Device“ ein), installierte den GO Launcher und war glücklich: Das originale Design des IdeaPad A1 Startscreens ist nämlich, sagen wir, etwas bescheiden.

Danach begann die große Suche nach Software. Ich brauchte etwas, womit ich meine Instapaper und meine PDF Sammlung lesen kann. Bald wurde mir klar, dass Gratis Software für meine Zwecke nicht ausreichen würde. Features, die ich für unverzichtbar hielt, gab es dort einfach nicht. Also entschied ich mich, 5,- Euro in Instafetch Pro zu investieren. Ich wurde nicht enttäuscht, denn es bietet die wichtigsten Features, die ich schon von der Instapaper App auf dem iPad gewohnt bin. Ein gutes PDF Programm zu finden war schon schwieriger. Es gibt zwar einige kostenlose PDF Reader, jedoch haben diese entweder keinen eigenen File Browser integriert, oder/und merken sich die Leseposition des Dokuments nicht, was für mich ein absolutes No-Go ist. Also investierte ich weitere 3,- in den ez PDF Reader, der nun aber alle Stücke spielt.

Ich bin soweit sehr zufrieden mit dem IdeaPad A1, der niedrige Preis hat jedoch seinen Preis (höhö). Das Betriebssystem ist von Bugs geplagt, so ist zB. Google Maps unbrauchbar, weil es das Gerät automatisch abstürzen lässt. Auch dauert das Reaktivieren aus dem Standby mit 1-2 Sekunden etwas lange, wonach man aber dann noch etwas umständlich den relativ langen Slider betätigen muss. Wechselt man schnell zwischen vielen Anwendungen, sind Abstürze und Geräte Neustarts nicht selten, was den „normalen“, vom iPad gewohnten Gebrauch deutlich einschränkt. Multimedia Inhalte, wie Videos, Musik (streamen) oder Spiele habe ich bisher erst gar nicht ausprobiert.

Lohnt sich das 190,- Euro Tablet nun? Abgedroschene, aber wahre Antwort: Kommt drauf an. Will man ein Allrounder-Tablet, welches alle Stücke spielt und stabil läuft, wird man wohl oder übel 400+ Euro dafür auslegen müssen. Qualität hat eben ihren Preis. Als passives Lesegerät, auf dem man außer statischen Texten, Websites und PDFs keine mulitmedialen Inhalte oder gar Spiele konsumieren möchte, ist es jedoch durchaus zu empfehlen – wenn man von ein wenig Herumbasteln nicht abgeschreckt wird.

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